3. Sicherheitskongress 2012

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Volkswirtschaftlicher Nutzen von Sicherheit

Welchen Nutzen hat Sicherheit im ÖPNV?

Diese Frage diskutierten Branchenexperten beim 3. Sicherheitskongress NRW am 14. November im Colosseum Theater Essen.

Viele Fahrgäste nutzen Bus und Bahn nur dann, wenn sie sich darin auch sicher fühlen. Untersuchungen belegen, dass das subjektive Sicherheitsempfinden für die Menschen zunehmend ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung über die ÖPNV-Nutzung wird. Mehr als 100 Gäste und Akteure des 3. Sicherheitskongresses NRW teilten diese Meinung einhellig.
Sie waren sich auch einig, dass ein Gefühl der Sicherheit am besten durch zusätzliches Sicherheits- und Servicepersonal in den Fahrzeugen erreicht wird – insbesondere in den Abendstunden oder auf besonders kritischen Linien.

Ob zusätzliches Sicherheitspersonal auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen generiert, untersuchte eine Studie, die das KompetenzCenter Sicherheit als Veranstalter des 3. Sicherheitskongress NRW in Auftrag gegeben hatte.

Beim Kongress am 14. November im Essener Colosseum Theater wurden Fragen nach den richtigen Sicherheitsmaßnahmen und der Finanzierung diskutiert. Auf dem Podium stellten sich Praktiker der Verkehrsunternehmen, Fahrgastvertreter sowie auch Sicherheitsexperten aus anderen Bereichen wie beispielsweise aus dem Sport den Fragen des Moderators Jo Hiller.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek betonte in seiner Begrüßung den hohen Wert von Sicherheit für die Gesellschaft und forderte von den Verantwortlichen neue und kreative Ideen für die Finanzierung. Der Kongress eröffnete vor allem eine bis dahin in der Branche weitgehend unbeachtete neue Perspektive auf das Thema Sicherheit: Jens Leven vom Wuppertaler Büro für Forschung, Entwicklung& Evaluation (bueffee) stellte gemeinsam mit Projektpartnern die ersten Ergebnisse einer aktuelle Studie vor, die den volkswirtschaftlichen Nutzen von zusätzlichem Sicherheits- bzw. Servicepersonal in Bus und Bahn untersucht.

Die Studie hat das  KompetenzCenter Sicherheit NRW in Auftrag gegeben. Einen derartig umfassenden Studienansatz, der verschiedene volkswirtschaftliche Faktoren berücksichtigt, hat es bislang nicht gegeben. Auf Basis einer umfassenden Befragung von Verkehrsunternehmen und Fahrgästen in NRW liefert die vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Studie ein umfangreiches volkswirtschaftliches Rechenmodell, das sowohl die volkswirtschaftlichen Kosten als auch den Nutzen von zusätzlichem Personaleinsatz im ÖPNV ermittelt. Die Wissenschaftler berücksichtigten in ihrem Studienansatz eine Vielzahl von Faktoren auf Kostenseite (Lohn-, Ausbildung-, Ausstattungskosten etc.) wie auf Nutzenseite (Neukundengewinnung, Reduktion von Schwarzfahrten etc.), um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen zu evaluieren. Anhand einer Kosten-/Nutzenmatrix demonstrierte das wissenschaftliche Konsortium aus mehreren beteiligten Instituten, bei welchem Flächendeckungsgrad und bei welchem arbeitsmarktwirksamen Personalmix (ehemalige Langzeitarbeitslose als Festangestellte oder als „Ein-Euro-Jobber“), sich zusätzliches Personal in den Fahrzeugen rechnet. Allein durch Schwarzfahrten entgehen den Verkehrsunternehmen in NRW jährlich mehr als 80 Millionen Euro. Diese Ausfälle können durch zusätzliches Personal minimiert werden.

Die Ergebnisse der Studie lassen den Schluss zu, dass zusätzliches Sicherheitspersonal im ÖPNV nicht nur das subjektive und objektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste steigert, sondern auch ökologische, arbeitsmarktpolitische und wirtschaftliche Effekte erzielen kann.

Die Branchenexperten, u.a. VRR-Vorstand Martin Husmann, Hajo Kuhlisch, Referatsleiter im NRW-Verkehrsministerium, sowie Hubert Jung, Vorstand der Dortmunder Stadtwerke AG (dsw 21) bescheinigten der Studie und der volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnung großes Potenzial, gaben aber auch zu bedenken, dass der Boden für eine Hinwendung zur volkswirtschaftlichen Betrachtung in der Branche erst noch bereitet werden muss. Ein wichtiger Schritt wurde im Essener Colosseum Theater gemacht.

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